Die Entwicklung und zunehmend kommerzielle Nutzung des Internets seit Ende des 20. Jahrhunderts hat zu einem fundamentalen Wandel in der Medienlandschaft geführt: In zeitlicher Dimension ist das Internet innerhalb kürzester Zeit zum weltweit am schnellsten wachsenden Kommunikationsnetzwerk aufgestiegen (vgl. Meulemann, 2009, S. 5; Lange, 2008, S. 41; Küng, 2001, S. 219) und hat zu einem gänzlich neuen Stellenwert medial vermittelter Inhalte und Informationsangebote in der Gesellschaft geführt (vgl. Seufert, 2013, S. 7). Die technologischen Rahmenbedingungen für Online-Medien schaffen dabei – fernab von einstigen Publikationszyklen, linearer Programmplanung und medienspezifischer Formate klassischer Mediengattungen – ein dynamisches Umfeld für neuartige Inhalte, Akteure und Geschäftsmodelle (vgl. Lange, 2008, S. 180f; Webster, 2011, S. 56; Pagel et. al., 2009, S. 41).
Die veränderten Rahmenbedingungen haben durch kontinuierliche Diversifikationsstrategien etablierter Akteure aus den Offline-Medien und den Markteintritt zusätzlicher Online-Akteure zu veränderten Marktstrukturen geführt. Die auf Angebotsebene damit verbundene mögliche Ausweitung und Ausdifferenzierung der Medienangebote wird im Rahmen der Fragmentierungsforschung betrachtet und dabei in ihrer gesellschaftlichen (Aus-)Wirkung in Teilen kritisch bewertet (vgl. Seufert, 2012, S. 146; Lucht 2006, S. 251; 255): So wird im Zusammenspiel mit einer verstärkt individualisierten, sich nicht überschneidenden Mediennutzung die integrative Funktion der Medien als wesentliche Grundlage des demokratischen Diskurses als gefährdet angesehen (vgl. Lange, 2008, S. 91; Stark, 2013, S.199f; Katz, 1996).
Den Fokus auf die vorhandene Marktstruktur als Ausgangspunkt der Fragmentierungsdebatte gerichtet, ist im Kontext der zunächst mengenmäßigen Ausweitung der Informationsangebote fraglich, inwieweit sich daraus ebenfalls eine Ausdifferenzierung der Themen im Vergleich zu etablierten Gerne-Definitionen ergibt. In einem zweistufigen Vorgehen soll daher zunächst mittels induktiver Clusterbildung auf Ebene der Internetseiten und deren Angebotsnamen als Untersuchungseinheit eine erste Strukturierung der kommerziellen Informationsangebote online nach Themengebieten vorgenommen werden. Die Datenbasis bilden dabei die im Rahmen der umfassenden MA Intermedia Plus zur Zuwendung zu Onlineangeboten jährlich erhobenen kommerziellen Informationsangebote in Deutschland. Dabei werden jährlich mehr als 730 kommerzielle Online-Angebote erfasst. Für den Zeitraum von 2014 bis ggf. 2016 kann auf Basis der erhobenen Benennung der jeweiligen Informationsangebote (die dem Namen der Internetseite entspricht) das induktive, datengetriebene Vorgehen erfolgen. Der Forschungsansatz basiert auf der Annahme, dass die Medienanbieter ihre Informationsangebote möglichst intuitiv nachvollziehbar benennen, um nicht nur dem Nutzer größtmögliche Transparenz über die Inhalte zu bieten, sondern ebenfalls suchmaschinenoptimiert zu agieren. Zusätzlich können im zweiten Schritt aus den gebildeten Clustern durch eine deduktive Zuordnung zu bestehenden Genretypen bzw. Themenagenden aus dem Offline-Bereich Erkenntnisse über die Ausdifferenzierung der Informationsangebote online gesammelt werden: So können zunächst Erkenntnisse über die vorhandene thematische Ausrichtung der Informationsangebote gewonnen und damit ein ganzheitlicher Überblick über die Themenrepräsentanz in ihrer Breite und Häufigkeit gegeben werden. Durch den Versuch der Zuordnung zu bereits etablierten Genres sollen zudem Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Themenrepräsentanz offengelegt werden. Die Ergebnisse können somit möglicherweise als ein Indikator für eine thematisch zunehmend diversifizierte Struktur kommerzieller Informationsangebote dienen.