Der Einfluss von Suchmaschinen auf die politische Meinungsbildung (ESuPol)

Projektbeschreibung

Der Einfluss von Suchmaschinen und speziell von Suchvorschlägen direkt in der Eingabezeile auf den Prozess der politischen Meinungsbildung ist bisher wenig erforscht. Im Projekt soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit Suchmaschinen die politische Meinungsbildung und politische Themensetzung beeinflussen können und welchen Einfluss Faktoren wie „Filterblasen“, kollaboratives Filtern aber auch mangelnde Such- oder Medienkompetenz der Nutzer auf diese Prozesse haben. Hierzu wird ein interdisziplinäres Team aus Informatikern und Informationswissenschaftlern (Technische Hochschule Köln) sowie Politikwissenschaftlern (Universität zu Köln) zusammenarbeiten. Das Projekt wird in großem Umfang Web-Daten verschiedener Suchmaschinen erheben und mit Mitteln der maschinellen Sprachverarbeitung analysieren sowie Wirkungszusammenhänge mit Laborexperimenten (iLab an der TH Köln) systematisch untersuchen.

Das Ziel des interdisziplinären Vorhabens ist es ein tiefgehendes Verständnis über den kausalen Einfluss von Suchvorschlägen und Suchergebnissen von Websuchmaschinen auf den Prozess der politischen Meinungsbildung zu erlangen. Resultate dieses Forschungsvorhabens sind von grundlegender Bedeutung für die Sicherung und Stärkung der Demokratie in einer digitalen Gesellschaft, in welcher Suchmaschinen eine große Rolle bei der politischen Informationsbeschaffung spielen.

Tandempromotionsprojekte

Die Expertisen der beiden Projektleiter sind komplementär. Als Professor für Information Retrieval beschäftigt sich Philipp Schaer mit den Themen Anfrageerweiterung, Evaluationstechniken für Suchmaschinen und speziell der Web-Suche. Er ist professorales Mitglied in den Fachgruppen “Medien und Kommunikation” sowie “Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft” im Graduierteninstitut NRW (GI NRW). Sven-Oliver Proksch ist Professor für Politikwissenschaft am Cologne Center for Comparative Politics an der Universität zu Köln. Seine Forschung konzentriert sich auf Fragen der politischen Repräsentation auf europäischer und nationalstaatlicher Ebene aus empirisch-analytischer Perspektive. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Analyse von politischer Sprache mit Methoden der quantitativen Textanalyse.

In dem Forschungsprojekt soll die Frage bearbeitet werden, inwieweit Suchmaschinen die politische Meinungsbildung und politische Themensetzung beeinflussen können und welchen Einfluss Faktoren wie „Filterblasen“, kollaboratives Filtern aber auch mangelnde Such- oder Medienkompetenz der Nutzer auf diese Prozesse haben. Zum einen sollen Suchvorschläge zu ausgewählten deutschen und europäischen Politikern ausgewertet werden, um festzustellen, inwiefern Suchmaschinen zu diesen Personen eher rollenbezogene- (z.B. politisches Amt) oder personenorientierte Suchvorschläge (z.B. biographische Merkmale) liefern, und aufgrund welcher Faktoren sich das Verhältnis dieser Suchvorschläge vor und zwischen Wahlen verändert. Des Weiteren wird die Erforschung der Kausalzusammenhänge zwischen Suchmaschinenvorschlägen und politischer Meinungsbildung anhand von Laborexperimenten einen zentralen Aspekt im Projekt einnehmen. Dabei soll untersucht werden, ob Suchmaschinennutzer eher auf rollen- oder personenorientierte Suchvorschläge zu Politikern reagieren und ob die Meinungsbildung von der Auswahl an Suchvorschlägen systematisch von der allgemeinen politischen Einstellung und demographischen Faktoren der Nutzer abhängt. Die Besonderheit des Tandemprojektes ist die Verbindung von “big data”, also großen Datenquellen zu Suchmaschinenvorschlägen, auf der einen Seite und experimenteller sozialwissenschaftlicher Methoden, die kausale Schlussfolgerungen zulassen, auf der anderen.

Politikwissenschaftliche Promotion von Franziska Pradel:
Im Fokus der Promotion stehen die Untersuchung von Suchmaschinen und deren potentielle Beeinflussung der politischen Meinungsbildung. Dafür werden Textdaten (z. B. Suchmaschinenvorschläge) erhoben, aufbereitet und analysiert sowie Labor- und Onlineexperimente zur Untersuchung von kausalen Zusammenhängen durchgeführt. Die Promotion erforscht dabei, inwiefern soziale Ungleichheit und Diskriminierung in Suchmaschinenergebnissen (z. B. Gender Bias, Muslimfeindlichkeit) vorzufinden sind und dies wiederum die politische Meinungsbildung beeinflusst. Ziel ist es dabei auch, auf Basis der Forschung Implikationen für die Demokratie abzuleiten.